Deutschland

Daten zeigen wachsende Abhängigkeit Deutschlands von russischen Düngemitteln

Die Einfuhren von russischen Düngemitteln in die Bundesrepublik haben sich trotz der Sanktionspolitik Deutschlands von Juli 2022 bis Juni 2023 mehr als vervierfacht. Der Umfang der deutschen Düngemittelproduktion ist aufgrund der Energiekrise hingegen gesunken.
Daten zeigen wachsende Abhängigkeit Deutschlands von russischen DüngemittelnQuelle: Sputnik © Ilya Naimushin

Trotz der wiederholt in Berlin geäußerten Absicht, sich vom sanktionierten Russland zu distanzieren, hat Deutschland die Einfuhren von russischem Stickstoffdünger im vergangenen Agrarjahr gesteigert, berichtete die Berliner Zeitung in der vergangenen Woche unter Berufung auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Demnach ist der Einkauf russischer Düngemittel durch deutsche Landwirte um rund 334 Prozent von 38,5 Tausend Tonnen im Juli 2022 auf 167 Tausend Tonnen im Juni 2023 angestiegen. Allein die Einfuhren von Harnstoff stiegen im ersten Halbjahr 2023 um 304 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit stieg der Anteil Russlands am Gesamtvolumen der Düngemittelimporte Deutschlands von 5,6 Prozent auf fast 18 Prozent. Die inländische Düngemittelproduktion in Deutschland ist dagegen rückläufig – aufgrund der steigenden Gaspreise, die die Produktion verteuern. Während deutsche Unternehmen im Zeitraum 2021 bis2022 immerhin 37 Prozent des gesamten Düngemittelverbrauchs im eigenen Land produzierten, deckten sie im vergangenen Jahr nur noch fünf Prozent ab.

Deutschland, das stark von Energieimporten aus Russland abhängig ist, war mit am stärksten von der Reduzierung der russischen Gasimporte betroffen. Im letzten Jahr gingen diese deutlich zurück, nachdem die EU als Reaktion auf den Konflikt in der Ukraine entsprechende Sanktionen gegen Moskau verhängt hatte. Die Einfuhr aus alternativen Quellen half Deutschland zwar, die Energiepreise wieder etwas zu senken, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Und jüngsten Prognosen zufolge werden die Preise wahrscheinlich bis mindestens 2027 auf einem hohen Niveau bleiben.

Martin May sagte als Sprecher des Verbandes der deutschen Agrarwirtschaft der Berliner Zeitung, dass der Kauf russischer Düngemittel im Prinzip nur eine weitere Form darstelle, wie die Bundesrepublik letztlich russisches Gas importiere.

"Für Deutschland war es im vergangenen Jahr eine große Anstrengung, von russischen Gaslieferungen unabhängig zu werden. Gas und Energie machen 80 bis 90 Prozent der Herstellungskosten von Mineraldünger aus. Das bedeutet, dass die importierten Düngemittel letztlich nichts anderes sind als billiges russisches Erdgas auf der nächsten Wertschöpfungsstufe", erläuterte May.

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