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Bewohner von Artjomowsk: "Ukrainische Soldaten haben unsere Kinder entführt und Zivilisten getötet!"

Immer wieder ist in westlichen Medien von "russischen Kriegsverbrechen" die Rede. Dabei geht es meist um die angebliche Entführung von Kindern und gezielte Angriffe auf Zivilisten. Doch die Aussagen der Bewohner aus Artjomowsk belegen, dass vielmehr Ukrainer genau diese Verbrechen begehen.
Bewohner von Artjomowsk: "Ukrainische Soldaten haben unsere Kinder entführt und Zivilisten getötet!"Quelle: Gettyimages.ru © Roman Pilipey / Stringer

Von Eva Bartlett

Seitdem Russland im Februar 2022 seinen Militäreinsatz in der Ukraine begann, bombardieren westliche Medien und die ukrainischen Behörden die Welt mit angeblichen "Kriegsverbrechen" Russlands, darunter angeblich die Entführung von Kindern und gezielte Angriffe auf Zivilisten.

Aber die Aussagen kürzlich evakuierter Zivilisten aus Artjomowsk (auch bekannt als Bachmut) – wie auch die von Zivilisten in Mariupol und anderen Gebieten – legen erneut nahe, dass die Ukraine selbst genau solcher Kriegsverbrechen schuldig ist.

Ende April sprachen Überlebende des ukrainischen Bombenanschlags am 11. April in Artjomowsk mit mir und meiner Kollegin Christelle Néant über das Grauen, das sie damals erlebt hatten. Kiews Streitkräfte sprengten das Erdgeschoss ihres Wohnhauses und begruben damit die Zivilisten, die im Keller darunter Schutz gesucht hatten. Sieben der siebzehn Zivilisten in diesem Keller starben fast sofort, darunter ein siebenjähriges Kind.

Ein verletztes Opfer der Sprengung, ein Mann namens Sergei, sagte im Krankenhaus, in dem er wegen einer gebrochenen Hüfte lag, dass ukrainische Streitkräfte, ("oder besser gesagt: Anhänger des Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera") das Gebäude absichtlich in die Luft gesprengt hätten.

"Am 10. April begannen sie, Granaten in jedes Zimmer zu werfen. Wir konnten die Granaten herumrollen hören."

Er sagte, die Soldaten hätten eine Lötlampe verwendet, um Rohre der Infrastruktur des Gebäudes zu schwächen und so sicherzustellen, dass die Bodenplatten bei den Explosionen einstürzen würden. Seine Frau und seine Mutter wurden getötet. Sein sechsjähriger Sohn Kolja überlebte nur knapp.

Christelle und ich interviewten später Wladimir, den Vater von Sergeis Frau. Er beschrieb, wie er seine Tochter mit aufgeschlagenem Schädel vorfand. Da er ihr nicht mehr helfen konnte, grub er weiter nach seinem Enkel und fand ihn von Trümmern eingeklemmt – keuchend, aber lebendig – und konnte ihn befreien.

Meine Kollegin befragte auch eine weitere Überlebende, Julia, die nur zwei Tage vor der Explosion ihr Kind zur Welt gebracht hatte. Wie durch ein Wunder überlebte ihr Neugeborenes.

Routinemäßige Bombardierung der Wohnhäuser

Die Tage vor dem 11. April waren schrecklich. Doch es war nicht das erste Mal, dass Kiews Truppen die lokale Bevölkerung terrorisierten. Nach Angaben aller unserer Gesprächspartner beschossen ukrainische Streitkräfte deren Gebiet bereits seit Februar 2022.

"Wir wurden jeden Tag vom Rechten Sektor und Asow bombardiert",

beides rechtsradikale Organisationen, sagte Sergei. Zwei andere im selben Keller, Jewgeni und Ljubow, sagten, ukrainische Streitkräfte hätten einen Monat lang routinemäßig auf die Wohnungen geschossen, "um die Mauern zu schwächen, damit sie eines Tages leicht zerstört werden könnten".

Wladimir sprach ebenfalls über den absichtlichen Beschuss der Stadt durch die Ukrainer:

"Es wurde alles so dargestellt, als ob die gesamte Zerstörung von den Russen angerichtet worden wäre, aber ich sage Ihnen jetzt ehrlich, dass 98 Prozent der Zerstörung in unserer Stadt von den ukrainischen Streitkräften verursacht wurden."

Unabhängig davon, ob seine Schätzung zutrifft oder nicht, zeigt sie, wie routinemäßig die ukrainischen Streitkräfte ihn und andere Zivilisten dort bombardierten.

"White Angels" nehmen Kinder mit

Einige Zivilisten aus Artjomowsk behaupten, dass sie zusätzlich zu den gezielten Angriffen durch ukrainische Streitkräften auch einer weiteren Bedrohung ausgesetzt waren – der Entführung von Kindern durch ukrainische Aktivisten. Vier Personen, mit denen wir gesprochen haben, sagten, die ukrainische Militärpolizei habe versucht, einheimische Kinder mitzunehmen.

Die Einwohner nennen diese Leute "Weiße Engel" (White Angels). Dabei handelt es sich um Spezialeinheiten der Polizei, die von ukrainischen Quellen als Evakuierungsteams bezeichnet werden. Anfang April gab das ukrainische Ministerium für die Wiedereingliederung vorübergehend besetzter Gebiete bekannt, dass 126 Kinder in 21 nicht näher bezeichnete Orte der Region Donezk "obligatorisch evakuiert" wurden. (Anm.: Kiew bezeichnet die Regionen Donezk, Lugansk, Saporoschje und Cherson sowie die Krim als "vorübergehend besetzt".)

Diese Spezialeinheiten der Polizei führen solche Evakuierungen durch – auch gegen den Willen der betroffenen Eltern. Nach Angaben des Ministeriums "werden evakuierte Kinder, die von einem Elternteil oder einem gesetzlichen Vertreter begleitet werden, kostenlose Unterkunft, soziale Garantien, humanitäre und psychologische Hilfe erhalten".

Allerdings wollen nicht alle Familien ihre Häuser auf Geheiß der "Evakuierer" verlassen. Ukrainische Medien berichten, dass einige Eltern stattdessen ihre Kinder vor den White Angels verstecken. In diesen Fällen würden die Polizeiteams versuchen, sie zum Verlassen ihrer Wohnungen zu überreden.

Die Einheimischen, mit denen wir gesprochen haben, erzählen eine ganz andere Geschichte – die von Kindern, die mit oder ohne ihre eigene Zustimmung oder die ihrer Eltern weggebracht werden.

"Sie haben auf unsere Kinder Jagd gemacht, und wir haben sie in der Nähe der Gebäude versteckt", sagte ein Mann namens Jewgeni.

"Wir hatten unsere Kinder einen ganzen Monat lang versteckt. Es war eiskalt. Meine Frau war damals schwanger. Ein anderer Junge versteckte sich bei seiner Mutter."

Er und Ljubow sprachen über einen Bezirk von Artjomowsk, wohin Menschen gingen, um humanitäre Hilfe zu holen. Ihren Angaben zufolge wartete ein 14-jähriger Junge draußen, während seine Eltern Hilfe suchten.

"Einige Leute kamen und nahmen ihn mit. Die Nachbarn schrien sie an. Und sie sagten: 'Er wird nicht beaufsichtigt, er wird nicht richtig versorgt.' Und das war es. Wir kennen sein Schicksal derzeit nicht."

Sergei sagte, er und seine Frau hätten ihren eigenen Sohn versteckt.

"Sie haben Kinder mitgenommen. Sie kamen um 18 Uhr, manchmal um 22 Uhr. Sie suchten in einem Keller nach einem bestimmten Jungen, also tauchten sie dort auf."

Die Männer, die er sah, trugen schwarze Stiefel und Tarnkleidung.

Manche Augenzeugen glauben sogar, dass es sich bei den "Evakuierern" weder um Polizisten noch um Freiwillige handelt.

"Sie nannten sich Freiwillige, waren es aber nicht, sie waren vom SBU [ukrainischer Geheimdienst] oder vielleicht von einer anderen Organisation, die Informationen sammelt",sagte Wladimir. "Sie hatten eine Personenliste, sie wussten, wer wo wohnte und wie viele Menschen dort waren." Und weiter:

"Freiwillige kamen in einem Auto, verteilten einige Kartons (Anm.: mit Lebensmitteln), sammelten Informationen, und mit diesen Informationen kamen dann Leute in Uniform angelaufen und suchten nach Kindern."

Im Interview von Christel Néants mit Julia sprach die Mutter von einem Jungen, den die "Evakuierer" gesucht hätten. Julia sagte:

"Es war Februar und die White Angels begannen zu kommen, dann kamen andere Gruppen. Sie sagten, dass die Oberste Rada verfügt habe, dass wir kein Recht hätten, hier zu sein, und dass wir unser Kind aktiven Feindseligkeiten aussetzen würden. Nebenan wohnt ein Junge, sein Name ist Maxim. Fünfmal kamen sie hierher, sie wollten ihn finden."

Wladimir bestätigte das: 

"Die Familie lebte in einem Schlafsaal im Keller. Sie überfielen sie, sie kamen morgens, mittags, abends. Sie bestanden darauf, die Kinder ohne Zustimmung ihrer Eltern mitzunehmen."

Kürzlich erzählte ein 11-jähriges Mädchen, wie White Angels – die sich als Militärpolizisten vorstellten – mit einem Foto von ihr in den Keller kamen, in dem sie Unterschlupf gesucht hatte. Sie suchten nach ihr und sagten, sie müssten sie mitnehmen, weil Russland ihre Mutter getötet habe. "Wir müssen dich hier rausholen, vielleicht nach Deutschland …" Das Mädchen sagte, sie seien eine Woche später zurückgekommen, um nach ihr zu suchen. Ihre Mutter sei am Leben und bei ihr.

Einer früheren Aussage eines Zivilisten aus Artjomowsk zufolge, die von RIA Nowosti zitiert wurde, sind Kinder in Ferienlager und Erholungslager auf ukrainischem Territorium gebracht worden.

"Wenn die Eltern einverstanden waren, konnten sie mit ihren Kindern gehen. Wenn nicht, wurden die Kinder weggebracht."

Diese Zeugenaussagen könnten die ersten von vielen sein, die aufdecken, wie Zivilisten ihre Kinder verstecken mussten, um zu verhindern, dass die Ukraine sie entführte – was in makabrer Weise genau das ist, was Kiew den russischen Streitkräften vorgeworfen hat.

Übersetzt aus dem Englischen

Eva Bartlett ist eine unabhängige kanadische Journalistin. Sie arbeitet in Konfliktgebieten vor Ort, besonders im Nahen Osten, wo sie vier Jahre lang in Syrien und Palästina lebte. Seit einem Jahr arbeitet sie im Donbass.

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